08.12.2025

Pro und Contra zu leistungsorientierter Bezahlung

Leistungsbezogene Vergütungsmodelle scheinen häufig sinnvoll. Doch Trierer Studien zeigen, dass Gesundheit und Sozialleben leiden.

Leistungsorientierte Entlohnung wird immer populärer. Das Gehalt kann durch Boni, Prämien und Provisionen signifikant steigen. Der Arbeitgeber bekommt höhere Produktivität von seinen Angestellten. Was nach einer Win-Win-Situation klingt, hat jedoch nicht nur positive Folgen. Das zeigen Untersuchungen der Universität Trier und der University of Wisconsin-Milwaukee.

Demnach führt Leistungsentlohnung zu höherem Stress, wahrscheinlich weil länger gearbeitet wird, mehr Konkurrenz und Leistungsdruck herrschen. Besonders bei risikoscheuen Menschen trägt die Ungewissheit über das Einkommen zu einem signifikant höheren Stresslevel bei. Die gleichen Aspekte führen zu mehr Einsamkeit z. B. wegen daraus resultierender Konflikte mit Lebenspartnern oder Mitarbeitenden. So sei der Zuwachs an Einsamkeit bei Menschen, die auf diese Weise bezahlt werden, vergleichbar damit, als ob man zehn enge Freunde weniger hätte.

Eine positive Auswirkung leistungsabhängiger Vergütung sehen die Trierer Arbeitsmarktökonomen allerdings. Sie reduziert das sogenannte „Gender Time Gap“. Dieses beschreibt das Phänomen, das Frauen im Schnitt weniger wöchentliche Arbeitsstunden haben, weil sie z. B. zusätzlich mit Care-Arbeit belastet und daher häufiger in Teilzeit sind. Werden Frauen nun leistungsorientiert bezahlt, steigt ihre Arbeitszeit im Schnitt um drei bis vier Prozent. Bis zu sieben Prozent sind es, wenn Kinder im Haushalt sind, wobei der Effekt auf über 14 Prozent steigt, je jünger die Kinder sind.

Bei Männern steigt die Wochenarbeitszeit nur um etwa ein Prozent bei Leistungsvergütung, unabhängig von Anzahl und Alter der Kinder. Fazit der Forschenden: Familienfreundliche Firmenpolitik und Maßnahmen, die Männer zu mehr Care-Arbeit anregen, sind hier wahrscheinlich angemessener.